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Bücherfrühjahr 2012 - Niederländische Prosa in deutscher Übersetzung

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Das erste Viertel von 2012 ist um. Ein kleiner Überblick über die bis dato in deutscher Übersetzung erschienen niederländischen Romane und Erzählungen...

Ob Gerbrand Bakkers dritter Roman "Der Umweg" (De omweg, Amsterdam 2010) noch besser ist als seine zwei vorherigen, wie Christoph Schröder in der SZ behauptet, möchte ich gar nicht beurteilen. Dafür hängt mein Herz auch zu sehr am Erstling "Oben ist es still" (2008; Boven is het stil, Amsterdam 2006). Auf jeden Fall aber ein großartiges Buch. Und für mich definitiv der Höhepunkt des Bücherfrühjahrs.


Eine Zusammenfassung der wichtigsten Rezensionen zu "Der Umweg" gibt es auf Perlentaucher. Auf der Seite des Leipziger Lokalradios "mephisto" findet sich eines der ersten deutschen Interviews von Bakker zum nachhören (von der Leipziger Buchmesse 2012).
Bereits im Januar erschien sein Kurzprosaband "Komische Vögel. Tiertagebuch" (Erstveröffentlichung im Taschenbuch), auf den ich noch in einem gesonderten Beitrag näher eingehen werde.

Noch keine deutschen Rezensionen gibt es zu Lucette ter Borgs ebenfalls im März erschienenen zweiten Roman "Fallkraut" (Valkruid, 2011); das Doppelporträt zweier Schwestern, die die Liebe zur Musik eint, aber völlig unterschiedliche Lebensentwürfe trennen. Ter Borgs erster Roman "Das Geschenk aus Berlin" (2006; Het cadeau uit Berlijn, Amsterdam 2005) für den sie 2005 immerhin den Academica Debutantenprijs erhielt, ist seinerzeit vom deutschen Feuilleton auch schon sehr zurückhaltend aufgenommen worden. Auf der Webseite des Wallstein Verlages finden sich weitere Informationen zu den Romanen und der Autorin sowie eine kurze Leseprobe aus "Fallkraut". Da die niederländischen Kritiken bisher auch nicht unbedingt zum Lesen anregen, scheinen mir die Bücher Ter Borgs eine verzichtbare Lektüre zu sein. 

Jessica Durlacher dagegen zählt zurecht zu den renommiertesten niederländischen Autorinnen der Gegenwart. In ihrem neuesten Roman "Der Sohn" (De held, Amsterdam 2010) erzählt Durlacher, die zusammen mit ihrem Mann Leon de Winter zu den wenigen Vertretern der gegenwärtigen jüdisch-niederländischen Literatur gehört, die Geschichte der Familie Silverstein in den Niederlanden und den USA, ihre großen und kleinen Tragödien zwischen zweitem Weltkrieg und Afghanistankrieg. Ein geschichtsreicher, spannender und politisch aktueller Roman, Familienpsychogramm und Psychothriller zugleich.
Zwei Romane, die bereits im Herbst 2011 auf Deutsch erschienen, aber erst in den letzten Wochen im deutschen Feuilleton angekommen sind, sind Annelies Verbekes dritter Roman* "Fische retten" und "Tonio" von A. F. Th. van der Heijden. Das "Requiem" für Van der Heijdens 2010 mit 22 Jahren um Leben gekommenen Sohn halten die viele niederländische Rezensenten für den besten niederländischen Roman des vergangenen Jahres. Auf jeden Fall ist er der berührendste.


Im Taschenbuch erschienen "Schiffstagebuch", der aktuelle Band mit Reiseerzählungen von Cees Nooteboom, der sicher nicht zu seinen stärksten gehört, Otto de Kats eindringlicher Roman "Julia"über eine deutsch-niederländische Liebe in Zeiten des Krieges, Marente de Moors schwacher Russen-in-Amsterdam-Roman "Amsterdam und zurück" sowie Arnon Grunbergs "Der Heilige des Unmöglichen".


*warum Verbekes zweiter Roman Reus ("Riese", Breda 2006) nach dem großen Debüterfolg "Schlaf!" nicht übersetzt wurde, kann mir auch niemand erklären.
















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